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Gog und Magog (Hes. 38/39)

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Hesekiels Vision über Gog und Magog (Hes. 38/39)

Endzeit: Hesechiels Vision über Gog und Magog in Hes. 38/39

Hesekiels Vision über Gog und Magog

 

Die Stelle Hes. 38 und 39 ist sehr bekannt. Die „magischen“ Namen Gog und Magog werden hier im Wort genannt und verleiteten viele dazu, Interpretationen oder Aussagen zu machen, die aber vielfach nicht Bestand hatten. Das Problem vieler Auslegungen ist, dass sie zu beliebig und abhängig sind von bereits vorgefassten Meinungen und Ansichten. Dadurch wird der Text nicht mehr betrachtet, sondern die bestehenden Ansichten werden nur als Spiegelbild jener Ansicht gesehen. Dort, wo im Text die Ansicht sich bekräftigt (sich „spiegelt“) wird gearbeitet, andere Aspekte fallen fast völlig unter den Tisch.

Anderseits kann niemand sagen, ohne vorherige Meinungen einen Text zu betrachten. Daher finden diese zwangsläufig Eingang in die Auslegung und dem Ergebnis. Diese Ansichten müssen ja nicht zwangsläufig falsch und irrig sein, man muss aber genau beachten, was man aus dem Text herausarbeitet, was schon vorher da war und wo strittige Aussagen des Textes gewertet und damit hinsichtlich bestehender Ansichten geeicht werden.

 Dieses eingedenk soll nun der Text aus Hes. betrachtet werden. Dieser Text steht im letzten Drittel des Prophetenbuches Hesekiel. In der Reihung der Prophetien gehen diesem Abschnitt die Wiederauferstehung der Totengebeine und die Verbindung der getrennten Hölzer voraus (He.s. 37). Ab Kap. 40 wird ein neuer Tempel beschrieben. Nähme man eine Chronologie der geschilderten Ereignisse in Abhängigkeit zu der Reihung im Text müssten die Geschehnisse des Abschnittes 38/39 bei der Sammlung Israels und deren Bekehrung und noch vor dem tausendjährigem Reich mit seinem neuen Tempel liegen (Hes. 40 mit dem neuen Tempel kann praktisch nur in dieser Zeit liegen, da in der Ewigkeit der Tempel so nicht mehr vorhanden ist, vgl. Off.22 neues Jerusalem, manche sehen es aber anders)

Doch so einfach ist es nicht. Es gibt immer wieder Prophetien, die ungeordnet zu den tatsächlichen Ereignissen im Text stehen, Vorgriffe und Rückgriffe machen. Es gibt sogar mehrdeutige Prophetien, wo eine Aussage zwei getrennte Ereignisse zu einem zusammenfasst und als eine Schau sieht, andere gehen von einem Ereignis in das andere über. Andere haben eine doppelte Erfüllung, d.h. es gibt ein direkt beschriebenes Ereignis (1. Bedeutung), es liegt aber ein 2. Ereignis dahinter, welches gleichermaßen angesprochen wird.

 

Es sind also vom Text sehr deutlich auf Brüche, Zeitsprünge, Rückbezüge usw. zu achten, um solche Dinge genau zu erfassen. 

Nun also zur Textstelle selbst:

In der äußeren Gestalt des Textes fällt auf, dass der Prophet nicht selbst spricht, sondern direkt Worte Gottes wiedergibt. Anhand dieser einleitenden Worte lässt sich der Text etwas einteilen

 

  1. Einteilung nach „so spricht Gott, der Herr => 15 Abschnitte

  2. Einteilung nach „weissage“ „Menschensohn“ 4 Abschnitte

 

Entsprechend diesen Kennzeichnungen habe ich den Text farblich unterschiedlich gestaltet und auch die Abschnitte zusätzlich seitlich mit Balken markiert:   

Hes 38,1   Und das Wort des HERRN erging folgendermaßen an mich:

Hes 38,2           Menschensohn, wende dein Angesicht gegen Gog im Lande Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, und weissage wider ihn.

Hes 38,3           Und sprich: So spricht Gott, der HERR: Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, siehe, ich will an dich!

Hes 38,4           Und ich will dich herumlenken und will dir Haken in deine Kinnbacken legen; ich will dich und alle deine Kriegsmacht herausführen, Rosse und Reiter, alle aufs beste gekleidet, ein großes Volk, die alle Tartschen, Schilde und Schwerter tragen:

Hes 38,5           Perser, Äthiopier und Lybier mit ihnen, alle mit Schild und Helm,

Hes 38,6           Gomer samt allen seinen Truppen, das Land Togarma vom äußersten Norden, auch mit allen seinen Truppen, viele Völker mit dir!

Hes 38,7           So bereite dich nun und rüste dich mit all deinem Volke, welches sich zu dir versammelt hat, und sei du ihr Hüter!

Hes 38,8           Nach langer Zeit sollst du aufgeboten werden; zur letzten Zeit wirst du in ein Land kommen, das dem Schwert entronnen und aus vielen Völkern wieder gesammelt worden ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren; es ward aber aus den Völkern ausgeführt, und sie wohnen nun alle in Sicherheit.

Hes 38,9           Du aber wirst heraufziehen, herankommen wie ein Ungewitter; du wirst sein wie eine finstere Wolke, die das Land bedecken will; du und alle deine Truppen und viele Völker mit dir.

Hes 38,10         So spricht Gott, der HERR: Zu jener Zeit wird dir allerlei in den Sinn kommen, und du wirst böse Pläne schmieden.

Hes 38,11         Du wirst sagen: «Ich will hinaufziehen in das offene Land; ich will zu denen kommen, welche ruhig und sicher wohnen; sie wohnen ja alle ohne Mauern; sie haben weder Riegel noch Tore!» -

Hes 38,12         Um Beute zu machen und Raub zu kriegen, wirst du deine Hand zu legen suchen an die wieder bewohnten Ruinen und an das Volk, welches aus den Heiden gesammelt ist, welches Vieh und Güter bekommen hat und auf dem Mittelpunkt der Erde wohnt.

Hes 38,13         Alsdann werden Seba und Dedan und die Kaufleute von Tarsis und alle ihre jungen Löwen zu dir sagen: Bist du da, um Beute zu machen? Hast du deine Menge gesammelt, um zu plündern, um Silber und Gold zu nehmen, um Vieh und Güter wegzuführen und großen Raub an dich zu reißen?

Hes 38,14         Darum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht Gott, der HERR: Wirst du nicht, sobald du vernimmst, daß mein Volk Israel sicher wohnt,

Hes 38,15         von deinem Orte herkommen, aus dem äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, welche alle auf Pferden reiten, deren ein großer Haufe und ein mächtiges Heer ist?

Hes 38,16         Ja, du wirst wider mein Volk Israel heraufziehen, um wie eine Wolke das Land zu bedecken. Solches wird am Ende der Tage geschehen, daß ich dich wider mein Land heraufkommen lasse, damit mich die Heiden erkennen sollen, wenn ich mich an dir, o Gog, vor ihren Augen als den Heiligen erweisen werde!

Hes 38,17         So spricht Gott, der HERR: Bist du nicht der, von welchem ich vor Zeiten geredet habe durch meine Knechte, die Propheten Israels, welche in jenen Tagen viele Jahre lang weissagten, daß ich dich wider sie heraufführen werde?

Hes 38,18         Es soll aber zu jener Zeit, wenn Gog gegen das Land Israel heraufzieht, geschehen, spricht Gott, der HERR, daß mir das Zornesfeuer in mein Angesicht steigen wird.

Hes 38,19         Und ich sage es in meinem Eifer, im Feuer meines Zornes, daß alsdann im Lande Israel ein großes Erdbeben sein wird.

Hes 38,20         Die Fische im Meere werden vor mir erbeben, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, auch alles Gewürm, das auf dem Erdboden kriecht, und alle Menschen, die auf Erden sind. Auch die Berge sollen einstürzen, die Felswände fallen und alle Mauern zu Boden sinken.

Hes 38,21         Ich will auch auf allen meinen Bergen das Schwert gegen ihn aufbieten, spricht Gott, der HERR, daß eines jeglichen Schwert gegen den andern gerichtet sei.

Hes 38,22         Ich will ihn richten mit Pest und Blut; Platzregen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf all sein Heer, auf die vielen Völker, welche bei ihm sind.

Hes 38,23         Also will ich mich groß und heilig erweisen und mich kundtun vor den Augen vieler Nationen, und sie sollen erfahren, daß ich der HERR bin.

Hes 39,1           So weissage  nun, Menschensohn, wider Gog und sprich: So spricht Gott, der HERR: Siehe, ich will an dich, Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal!

Hes 39,2           Und ich will dich herumlenken und dich gängeln und dich heraufführen vom äußersten Norden und dich auf die Berge Israels bringen.

Hes 39,3           Ich will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile aus deiner rechten Hand fallen lassen.

Hes 39,4           Auf den Bergen Israels sollst du fallen, samt allen deinen Truppen und allem Volk, das bei dir ist; daselbst will ich dich den Raubvögeln, allem, was Flügel hat, und den wilden Tieren des Feldes zur Speise geben.

Hes 39,5           Du sollst auf dem weiten Felde fallen! Ich habe es gesagt, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,6           Ich will Feuer legen an Magog und an die, welche auf den Inseln sicher wohnen, damit sie erfahren, daß ich der HERR bin.

Hes 39,7           Und meinen heiligen Namen will ich unter meinem Volke Israel kundtun und meinen heiligen Namen hinfort nicht mehr entweihen lassen; sondern die Heiden sollen erfahren, daß ich, der HERR, der Heilige in Israel bin!

Hes 39,8           Siehe, es kommt und es wird geschehen, spricht Gott, der HERR! Das ist der Tag, von welchem ich geredet habe.

Hes 39,9           Die Bewohner der Städte Israels werden herauskommen und ein Feuer anzünden und die Waffen, Schilde und Tartschen, Bogen und Pfeile, Keulen und Speere verbrennen und werden sieben Jahre lang damit heizen.

Hes 39,10         Man wird kein Holz mehr vom Felde holen und keines in den Wäldern hauen; sondern man wird die Waffen als Brennstoff benützen. Sie werden die berauben, welche sie beraubt haben, und diejenigen plündern, welche sie geplündert haben, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,11         Und zu jener Zeit will ich für Gog einen Ort zum Begräbnis in Israel anweisen, nämlich das Tal Abarim östlich vom [Toten] Meer, und es wird den Wanderern [den Weg] versperren. Daselbst wird man Gog und all sein Volk begraben und wird es das «Tal der Haufen Gogs» nennen.

Hes 39,12         Das Haus Israel wird an ihnen sieben Monate lang zu begraben haben, um das Land zu reinigen.

Hes 39,13         Und zwar wird das ganze Volk des Landes an ihnen zu begraben haben, und das wird ihnen zum Ruhm gereichen. Es ist der Tag, an welchem ich mich verherrlichen werde, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,14         Und man wird Männer bestellen, welche beständig das Land durchziehen, um zur Reinigung desselben die auf der Erdoberfläche liegengebliebenen Toten zum Begräbnis nach dem Abarimtal zu bringen; sieben Monate lang werden sie Nachforschung halten.

Hes 39,15         Und wenn sie auf ihrer Reise durchs Land ein Menschengebein sehen, so werden sie dabei ein Mal errichten, bis die Totengräber es im «Tal der Haufen Gogs» begraben haben.

Hes 39,16         Daselbst wird auch eine Stadt «Hamona» sein. Also werden sie das Land reinigen.

Hes 39,17         Du aber, Menschensohn, - so spricht Gott, der HERR: Sage zu den Vögeln aller Gattungen und zu allen wilden Tieren: Versammelt euch und kommt! Sammelt euch von allen Seiten zu meinem Schlachtopfer, das ich euch geschlachtet habe! Es ist ein großes Schlachtopfer auf den Bergen Israels; esset Fleisch und trinket Blut!

Hes 39,18         Das Fleisch der Helden sollt ihr essen und das Blut der Fürsten der Erde trinken: Widder, Lämmer, Böcke und Ochsen, welche alle zu Basan gemästet worden sind.

Hes 39,19         Esset das Fett, bis ihr satt werdet, und trinket das Blut, bis ihr trunken werdet von meinen Schlachtopfern, die ich euch geschlachtet habe!

Hes 39,20         Sättiget euch an meinem Tische von Pferden und Reitern, von Helden und allen Kriegsleuten! spricht Gott, der HERR.

Hes 39,21         Und ich will meine Herrlichkeit unter den Heiden erweisen, daß alle Heiden mein Gericht sehen sollen, das ich gehalten, und meine Hand, welche ich an sie gelegt habe.

Hes 39,22         Und das Haus Israel soll erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, von diesem Tage an und hinfort.

Hes 39,23         Und die Heiden sollen erkennen, daß das Haus Israel wegen seiner Missetat in Gefangenschaft geraten ist, weil sie sich gegen mich vergangen haben, so daß ich mein Angesicht vor ihnen verbarg und sie in die Hand ihrer Feinde gab, so daß sie alle mit dem Schwert erschlagen wurden.

Hes 39,24         Gemäß ihren Unreinigkeiten und Übertretungen habe ich an ihnen getan und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen.

Hes 39,25         Darum spricht Gott, der HERR, also: Jetzt will ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern.

Hes 39,26         Und sie sollen aller ihrer Schmach und ihrer Vergehen, womit sie sich wider mich vergangen haben, vergessen, wenn sie sicher und ungestört in ihrem Lande wohnen,

Hes 39,27         wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und mich an ihnen vor den Augen dieser Heiden als heilig erwiesen habe.

Hes 39,28         Daran sollen sie erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, weil ich sie unter die Heiden in die Gefangenschaft führen ließ und sie nun wieder in ihr Land versammle und keinen von ihnen mehr dort zurücklasse.

Hes 39,29         Und ich will fortan mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht Gott, der HERR.

 

Liest man diesen Text unbefangen und ohne weitere Information erscheint er so, als ob nur ein Ereignis darin genannt wird, nämlich der Angriff und Untergang von Gog und Magog. Leider ist es aber nicht ganz so einfach. Dieser Abschnitt deutet in 39,25 an, dass er zeitlich vor dem 1000.-jährigen Reich einzuordnen ist. Leider gibt es eine 2. Stelle mit Gog und Magog. Diese liegt aber definitiv am Ende des 1000.-jährigen Reiches:

Offb 20,7 Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden,

Offb 20,8 und er wird ausgehen, die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und den Magog, sie zum Kampfe zu versammeln; ihre Zahl ist wie der Sand am Meer.

Offb 20,9 Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie.

Bezüglich der Auslegung dieses Abschnittes sind für die zeitliche Einordnung bzw. dem Inhalt folgende Zuordnungen möglich:

 

  1. Hes. 38/39 beschreiben das selbe Ereignis wie Off. 20,7ff

  2. Beide Stellen sind völlig voneinander getrennt zu sehen

  3. Die Stelle aus Hes. 38 und 39 sind 2 Berichte, wovon einer Off. 20 entspricht

 

Die erste Annahme ist definitiv nicht möglich, da in Hes. 39,9ff  die Menschen noch min. 7 Jahre lang in Israel leben (verschüren 7 Jahre lang das Holz der Speere). Zudem werden die Toten 7 Monate lang begraben. Nach Off. 20 erfolgt aber gleich danach die Auferstehung aller Toten und Himmel und Erde vergehen. Daher sind beide Text hier nicht zu harmonisieren.

Die 2. und 3. Annahme ist nicht einfach abzuklären. Wenn aber nachweislich der Text aus einem Stück besteht und Hes. 38/39 sich nur mit einem Ereignis beschäftigt, ist Annahme 3 auszuschließen. Es ist daher im folgenden wichtig, die Textstruktur und die Inhalte genauer zu studieren. Die rein äußerliche Betrachtung des Textes zeigt auf, dass er stark strukturiert ist. Die oben kenntlich gemachten Abschnitte haben einen ähnlichen Aufbau. Man könnte fast von Versen oder Grundmuster sprechen. Es wird also jeder einzelne Abschnitt immer mit

 

  • so spricht der Herr begonnen

  • die Inhalte werden ständig wiederholt und aufgegriffen, Aussagen des vorherigen Teils aufgegriffen und ergänzt, neues gebracht, jedoch immer wieder mit Rückgriff auf den vorherigen "Vers".

 

Abschnitt 1:

Hes 38,1   Und das Wort des HERRN erging folgendermaßen an mich:

Hes 38,2           Menschensohn, wende dein Angesicht gegen Gog im Lande Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, und weissage wider ihn.

Hes 38,3           Und sprich: So spricht Gott, der HERR: Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, siehe, ich will an dich!

Hes 38,4           Und ich will dich herumlenken und will dir Haken in deine Kinnbacken legen; ich will dich und alle deine Kriegsmacht herausführen, Rosse und Reiter, alle aufs beste gekleidet, ein großes Volk, die alle Tartschen, Schilde und Schwerter tragen:

Hes 38,5           Perser, Äthiopier und Lybier mit ihnen, alle mit Schild und Helm,

Hes 38,6           Gomer samt allen seinen Truppen, das Land Togarma vom äußersten Norden, auch mit allen seinen Truppen, viele Völker mit dir!

Hes 38,7           So bereite dich nun und rüste dich mit all deinem Volke, welches sich zu dir versammelt hat, und sei du ihr Hüter!

Hes 38,8           Nach langer Zeit sollst du aufgeboten werden; zur letzten Zeit wirst du in ein Land kommen, das dem Schwert entronnen und aus vielen Völkern wieder gesammelt worden ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren; es ward aber aus den Völkern ausgeführt, und sie wohnen nun alle in Sicherheit.

Hes 38,9           Du aber wirst heraufziehen, herankommen wie ein Ungewitter; du wirst sein wie eine finstere Wolke, die das Land bedecken will; du und alle deine Truppen und viele Völker mit dir.

 

Es spricht der Herr durch den Propheten direkt einen Fürsten an. Dieser wird hier Gog genannt. Dieser verfügt über ein großes Heer, gut bewaffnet und gerüstet. Die beschriebenen Waffen sind Waffen der Antike. Es ist hier kein Hinweis auf moderne Waffen oder Gerät vorhanden. Über die Lage und Art der Länder kann manches spekuliert werden. Letztlich liegen diese genannten Völker nördlich von Israel. Es ist hier meines Erachtens nicht möglich, die alten biblischen Stammbäume auf heutige Völker direkt zu übertragen oder geographische Vorstellungen von damals auf unsere heutige Karte zu übertragen. Durch Kriege, Völkerwanderung ist hier keine genaue Zuordnung haltbar, daher die Beschränkung auf einen Bereich nördlich von Israel, jedoch sind in V 5 auch Länder südlich (Äthiopien, Lybien) genannt.

Dieser Fürst mit seinem internationalem Heer wird gem. V4 herumgelenkt, d.h. seine ursprüngliche Absicht muss anders gewesen sein und er wird vom Herrn wie ein Vieh zu anderem Ziel umgelenkt. Dies wird durch das Bild des Hakens im Kinn mehr als verstärkt. Dieses Heer wird umgelenkt, um nach Israel zu kommen. In V8 werden über dieses Land -unschwer als Israel zu erkennen und in den späteren Versen auch so benannt -  und dessen Bewohner sehr interessante Aussagen gemacht:

 

  • das Land ist vom Schwert entronnen (Hes. 38.8)

  • ist aus vielen Völkern gesammelt (Hes. 38.8)

  • die Berge waren vorher lange/beständig verödet (Hes. 38.8)

  • es wohnen alle in Sicherheit (Hes. 38.8)

 

Der Zeitpunkt für diese Geschehnisse gibt ebenfalls V8. an. „Zur letzten Zeit“ und „nach langer Zeit“ sollen diese Dinge geschehen. Zuletzt gibt V9. durch das Bild des Ungewitters, an, dass die Geschehnisse sehr schnell voran gehen und geschehen.

 

Abschnitt 2:

Hes 38,10         So spricht Gott, der HERR: Zu jener Zeit wird dir allerlei in den Sinn kommen, und du wirst böse Pläne schmieden.

Hes 38,11         Du wirst sagen: «Ich will hinaufziehen in das offene Land; ich will zu denen kommen, welche ruhig und sicher wohnen; sie wohnen ja alle ohne Mauern; sie haben weder Riegel noch Tore!» -

Hes 38,12         Um Beute zu machen und Raub zu kriegen, wirst du deine Hand zu legen suchen an die wieder bewohnten Ruinen und an das Volk, welches aus den Heiden gesammelt ist, welches Vieh und Güter bekommen hat und auf dem Mittelpunkt der Erde wohnt.

Hes 38,13         Alsdann werden Seba und Dedan und die Kaufleute von Tarsis und alle ihre jungen Löwen zu dir sagen: Bist du da, um Beute zu machen? Hast du deine Menge gesammelt, um zu plündern, um Silber und Gold zu nehmen, um Vieh und Güter wegzuführen und großen Raub an dich zu reißen?

 

In diesem Abschnitt wird nun dieser Zustand der Bewohner von V. 8 aufgegriffen und in V.11 als Motiv des Krieges genannt. Es geht bei dem Krieg von Gog und Magog nicht um Religion sondern letztlich um Bereicherung, Beute, Macht. Der Vers 13 ist hier interessant, da hier direkte Nachbarn Israel genannt sind. Offensichtlich müssen die Nachbarn Israels Reichtum neiden und gönnen daher dem Angreifer die Beute. 

Über das Israel in dieser Zeit werden noch weitere Informationen, ergänzend zu V8 gemacht:

 

  • es wohnt in wiederbewohnten Ruinen (Hes. 38.11)

  • es ist ein Volk aus Heiden gesammelt  (Hes. 38.11)

  • es ist wieder zu Vieh und Güter gekommen => Wohlstand (Hes. 38.11)

  • es lebt im Mittelpunkt der Erde => Israel ist der Mittelpunkt der Welt (in Gottes Augen)  (Hes. 38.11)

  • Israel lebt in einem Land ohne Sicherheitseinrichtungen (ohne Tor und Riegel, ohne Mauern) (Hes. 38.11)

  • Israel wohnt ruhig und sicher (Hes. 38.11)

 

=> Dieser Zustand ist etwas, was wir uns heute kaum vorstellen oder denken können. Israel ist heute einer der am besten gerüsteten Staaten, baut einen Sicherheitszaun um sich auf und kann ohne diese Sicherheitsvorkehrungen kaum existieren. Es muss daher etliches erfolgen, um diesen Zustand zu erwarten. Daher gehen manche Ausleger davon aus, dass sich solch ein Zustand letztlich nur im 1000.-jährigen Reich einstellen kann. Die Kriterien der Sammlung, das wiederbegrünte Land usw. sprächen für solch eine Annahme.

 

Abschnitt 3:

Hes 38,14         Darum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht Gott, der HERR: Wirst du nicht, sobald du vernimmst, daß mein Volk Israel sicher wohnt,

Hes 38,15         von deinem Orte herkommen, aus dem äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, welche alle auf Pferden reiten, deren ein großer Haufe und ein mächtiges Heer ist?

Hes 38,16         Ja, du wirst wider mein Volk Israel heraufziehen, um wie eine Wolke das Land zu bedecken. Solches wird am Ende der Tage geschehen, daß ich dich wider mein Land heraufkommen lasse, damit mich die Heiden erkennen sollen, wenn ich mich an dir, o Gog, vor ihren Augen als den Heiligen erweisen werde!

Dieser Abschnitt besitzt wieder etliche Rückgriffe auf vorhergehende Aussagen:

 

  • Israel wohnt sicher => sobald dies der Fall ist, schmiedet Gog seinen Angriffsplan (Bezug V8+11) (Hes. 38.14)

  • das Heer kommt aus dem äußersten Norden (V6)  (Hes. 38.14)

  • das Heer kommt auf Pferden (V4)  (Hes. 38.14)

 

Der Angriff dieses Heeres wird als Wolke, die das Land bedeckt beschrieben. In diesem Bild ist die Größe der Streitmacht deutlich erkennbar. In diesem V16 wird noch ein wichtiges Detail eingeführt. Wie oben dargestellt, hat Gog und diese Streitmacht Pläne, finstere und böse Absichten und will Beute machen. Dem gegenüber steht die Absicht Gottes, die sich hier bereits zeigt: Gott will sich in den Augen der Heiden erkennbar machen, sich als Heiliger zeigen. 

Wir finden daher in dem ganzen Abschnitt 2 Absichtslinien: 

 

  • der kriegerische, böse Plan Gogs, Beute und Raub zu machen (Hes. 38.14)

  • der Plan Gottes, sich den Heiden zu zeigen und an Gog letztlich seine Größe zu demonstrieren (Hes. 38.16)

 

Abschnitt 4:

Hes 38,17         So spricht Gott, der HERR: Bist du nicht der, von welchem ich vor Zeiten geredet habe durch meine Knechte, die Propheten Israels, welche in jenen Tagen viele Jahre lang weissagten, daß ich dich wider sie heraufführen werde?

 

Dieser Vers stellt die Prophetie von Hesechiel in einen größeren Zusammenhang, nämlich den Aussagen der anderen Propheten. Da Gog nur einmal in den Geschlechtsregistern auftaucht, ansonsten nur hier oder in Off. 20 sind andere Bezeichnungen zu suchen. Diese könnten der Hinweis auf ein Heer aus dem Norden sein. Derartige Hinweise sind beispielsweise bei Daniel 11.40 vorzufinden. Aber auch in Sach. 14 sind Hinweise auf eine Eroberung Israels durch eine fremde Macht vorhanden. Jene Verbindungen sind aber noch herauszuarbeiten. Da Daniel zeitgleich mit Hesechiel lebte, Sacharija deutlich später, müssen bei den anderen Propheten weitere Aussagen vorzufinden sein.

 

Abschnitt 5:

Hes 38,18         Es soll aber zu jener Zeit, wenn Gog gegen das Land Israel heraufzieht, geschehen, spricht Gott, der HERR, daß mir das Zornesfeuer in mein Angesicht steigen wird.

Hes 38,19         Und ich sage es in meinem Eifer, im Feuer meines Zornes, daß alsdann im Lande Israel ein großes Erdbeben sein wird.

Hes 38,20         Die Fische im Meere werden vor mir erbeben, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, auch alles Gewürm, das auf dem Erdboden kriecht, und alle Menschen, die auf Erden sind. Auch die Berge sollen einstürzen, die Felswände fallen und alle Mauern zu Boden sinken.

 

Sobald also Gog gegen Israel zieht, im Lande sein wird vermutlich, wird ein enormes Erdbeben geschehen. Die Dimension dieses Erdbebens muss entsprechend der Beschreibung weit spürbar sein. Vom Begriff "auf Erden" ist nicht unbedingt abzuleiten auf die gesamte Erde, da vielfach hier nur das Land Israels bzw. das direkte Umfeld gemeint ist. Für Vergleiche mit der Offenbarung, den anderen Propheten ist dieses Erdbeben aber insofern markant, als dass es vielfach als Begleitzeichen genannt wird. (vgl. Off. 6,12, 6. Siegel)

 

  • Es findet mit dem Eingreifen Gottes ein enormes Erdbeben in Israel statt (Hes. 38.19)

 

Abschnitt 6: 

Hes 38,21         Ich will auch auf allen meinen Bergen das Schwert gegen ihn aufbieten, spricht Gott, der HERR, daß eines jeglichen Schwert gegen den andern gerichtet sei.

Hes 38,22         Ich will ihn richten mit Pest und Blut; Platzregen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf all sein Heer, auf die vielen Völker, welche bei ihm sind.

Hes 38,23         Also will ich mich groß und heilig erweisen und mich kundtun vor den Augen vieler Nationen, und sie sollen erfahren, daß ich der HERR bin.

 

Hier wird weiter beschrieben, dass dieses Heer auf den Bergen ("meinen Bergen") gerichtet wird. Offensichtlich muss das aus vielen Völkern bestehende Heer plötzlich gegeneinander geraten, so dass sich die Verbündeten selbst gegenseitig bekämpfen. Diesen Weg hat Gott bereits öfters bei der Errettung Israels gewählt. Doch zusätzlich müssen Ereignisse, die ich kosmisch nennen will, ebenfalls auf dieses Heer einwirken. Der Prophet nennt hier "Pest, Blut, Platzregen, Hagelsteine, Feuer, Schwefel". Das Heer wird also sowohl durch innere Verstörung als auch durch Feuer (vielleich Meteoriten, Auswirkungen eines Vulkanausbruchs ....) von Gott gerichtet.

Hier in diesem Abschnitt wird die Absicht Gottes (siehe V16) nochmals hervorgehoben. Die Heiden müssen also erst noch erfahren, wer Gott ist. Offensichtlich haben sie bis dahin keine Ahnung oder Achtung vor Gott und wagen es daher, sich gegen Gottes Volk Israel aufzulehnen.  

 

  • das Heer Gogs vernichtet sich selbst, indem sie sich gegenseitig bekriegen (Hes. 38.21)

  • zusätzlich wird mit Feuer, Hagel usw. das Heer vernichtet (Hes. 38.22)

 

Abschnitt 7:

Hes 39,1           So weissage  nun, Menschensohn, wider Gog und sprich: So spricht Gott, der HERR: Siehe, ich will an dich, Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal!

Hes 39,2           Und ich will dich herumlenken und dich gängeln und dich heraufführen vom äußersten Norden und dich auf die Berge Israels bringen.

Hes 39,3           Ich will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile aus deiner rechten Hand fallen lassen.

Hes 39,4           Auf den Bergen Israels sollst du fallen, samt allen deinen Truppen und allem Volk, das bei dir ist; daselbst will ich dich den Raubvögeln, allem, was Flügel hat, und den wilden Tieren des Feldes zur Speise geben.

 

Dieser Abschnitt setzt wieder an 38,2/3 an. Analog oben wird Gog direkt angesprochen, er wird herumgelenkt zu den Bergen Israels. Jedoch stehen hier nicht mehr die Absichten und Ziele wie in den obigen Versen im Abschnitt sondern es wird das Ende dieses Feldzuges gezeigt. Auf den Bergen Israels wird dieses Heer fallen, zum Raub der Vögel und wilden Tiere werden. Die Aasfresser werden sich die Toten holen. 

Es ist hier dies nun der neue Abschnitt, der wie von manchen Auslegern einen neuen Zeitabschnitt darstellen soll. Fakt ist aber, dass dieser Text sich hier ohne Bruch an die vorhergehenden Verse ansetzt.  Stück für Stück wird mit jedem Abschnitt der Angriff weiter beschrieben und wir sind hier im Ende dieses Angriffs. 

Abschnitt 1: Gog kommt mit viel, gut gerüstetem Volk

Abschnitt 2: Gog kommt nach Israel, das in Frieden wohnt, Gog will Beute machen

Abschnitt 3: Gott  will sich den Heiden offenbaren als Heiliger

Abschnitt 4: Gott hat das Kommen Gogs bereits früher vorhergesagt

Abschnitt 5: Gog kommt und Gottes Zorn entbrennt, großes Erdbeben

Abschnitt 6: Gog fällt auf den Bergen Israels

Abschnitt 7: Gog kommt aus dem Norden und fällt auf den Bergen Israels

Vor allem die Zitierung der Berge Israels (38,21 und 39,4) zeigen an, dass in Kapitel 38 und 39 vom selben Ereignis die Rede ist. Auch diese Reihung der Abschnitt baut kontinuierlich aufeinander auf und lässt keine Trennung in 2 unabhängige Ereignisse in Kap. 38 zu 39 zu.

 

  • das Heer Gogs wird auf den Bergen Israel vernichtet (Hes. 39,2)

  • die Leichen werden ein Raub der Tiere (Hes. 39,2)

 

Abschnitt 8:

Hes 39,5           Du sollst auf dem weiten Felde fallen! Ich habe es gesagt, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,6           Ich will Feuer legen an Magog und an die, welche auf den Inseln sicher wohnen, damit sie erfahren, daß ich der HERR bin.

Hes 39,7           Und meinen heiligen Namen will ich unter meinem Volke Israel kundtun und meinen heiligen Namen hinfort nicht mehr entweihen lassen; sondern die Heiden sollen erfahren, daß ich, der HERR, der Heilige in Israel bin!

 

Hier wird die weitere Auswirkung des Gerichts beschrieben. Nicht nur das Heer wird fallen, sondern auch das Land Magog (woher die Heere kommen) wird mit Feuer gerichtet. Aber auch die Inseln, die sich in Sicherheit wiegen, werden betroffen werden. Es wird die Absicht Gottes hier nochmals unterstrichen: seinen heiligen Namen Israel kundtun, den Heiden zeigen, dass Gott der Heilige Israels ist (Erweiterung der Absicht aus 38,16 =>Heiliger => hier Heiliger Israels) 

Die Aussage "hinfort nicht mehr entweihen" zeigt an, dass vor diesem Ereignis Israel Gott auch noch nicht bzw. vollständig als Gott anerkannt hat. Dieser Aspekt wird in den folgenden Abschnitten noch deutlicher.

 

Abschnitt 9:

Hes 39,8           Siehe, es kommt und es wird geschehen, spricht Gott, der HERR! Das ist der Tag, von welchem ich geredet habe.

Hes 39,9           Die Bewohner der Städte Israels werden herauskommen und ein Feuer anzünden und die Waffen, Schilde und Tartschen, Bogen und Pfeile, Keulen und Speere verbrennen und werden sieben Jahre lang damit heizen.

 

Durch die Formulierung "das ist der Tag, von welchem ich geredet habe" wird wie in 38,17 Bezug auf bisherige Prophetie genommen. In Vers 17 wird aber auf die Person "Gog" bezogen, hier wird von diesem Tag geredet, an welchem Gott seine Prophetie umsetzt. Es wird daher diese Prophetie über 2 Bezüge in die Aussagen der anderen Propheten eingewoben:

 

  • der König aus dem Norden, das Heer aus dem Norden

  • der Tag, der Tag des Gerichts

 

Mit Vers 9 tritt auch ein Wandel im Ablauf ein. Bisher hat Gott direkt zu Gog gesprochen, war der Angriff im Aufbau bzw. in der Durchführung, so tritt mit Vers 9 die Zeit nach der Niederlage dieses Heeres ein. Beachtlich ist die Zeitdauer, mit der die Bewohner das Holz des Kriegsgeräts für das Heizen nutzen können. Darüber wird unten mehr zu schreiben sein.

 

Abschnitt 10+11:

Hes 39,10         Man wird kein Holz mehr vom Felde holen und keines in den Wäldern hauen; sondern man wird die Waffen als Brennstoff benützen. Sie werden die berauben, welche sie beraubt haben, und diejenigen plündern, welche sie geplündert haben, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,11         Und zu jener Zeit will ich für Gog einen Ort zum Begräbnis in Israel anweisen, nämlich das Tal Abarim östlich vom [Toten] Meer, und es wird den Wanderern [den Weg] versperren. Daselbst wird man Gog und all sein Volk begraben und wird es das «Tal der Haufen Gogs» nennen.

Hes 39,12         Das Haus Israel wird an ihnen sieben Monate lang zu begraben haben, um das Land zu reinigen.

Hes 39,13         Und zwar wird das ganze Volk des Landes an ihnen zu begraben haben, und das wird ihnen zum Ruhm gereichen. Es ist der Tag, an welchem ich mich verherrlichen werde, spricht Gott, der HERR.

Hes 39,14         Und man wird Männer bestellen, welche beständig das Land durchziehen, um zur Reinigung desselben die auf der Erdoberfläche liegengebliebenen Toten zum Begräbnis nach dem Abarimtal zu bringen; sieben Monate lang werden sie Nachforschung halten.

Hes 39,15         Und wenn sie auf ihrer Reise durchs Land ein Menschengebein sehen, so werden sie dabei ein Mal errichten, bis die Totengräber es im «Tal der Haufen Gogs» begraben haben.

Hes 39,16         Daselbst wird auch eine Stadt «Hamona» sein. Also werden sie das Land reinigen.

 

Dieser Abschnitt beschreibt drastisch die Reinigung des Landes. Über 7 Monate wird es dauern, bis dass alle Toten bestattet sind. Nach jüdischem Gesetz verunreinigt ein Toter das Land und muss daher beerdigt werden. Da die Zahl der Toten hier immens sein muss, wird ein ganzes Tal mit Toten gefüllt. Das Malzeichen an Toten hat nicht nur den Zweck, jene aufzufinden, sondern andere vor der Verunreinigung zu warnen nach dem jüdischen Gesetz. Dieser Abschnitt folgt weiter der Reihung der Ereignisse, hier also jenen nach der Niederlage Gog´s

 

  • nach dem Angriff sammeln die Israeliten noch 7 Monate die Leichen und begraben sie (Hes. 39,10)

  • das Holz der Kriegwaffen dient für längere Zeit (7 Jahre V9)  als Brennholz für die Überlebenden (Hes. 39,10)

 

Abschnitt 12+13:

Hes 39,17         Du aber, Menschensohn, - so spricht Gott, der HERR: Sage zu den Vögeln aller Gattungen und zu allen wilden Tieren: Versammelt euch und kommt! Sammelt euch von allen Seiten zu meinem Schlachtopfer, das ich euch geschlachtet habe! Es ist ein großes Schlachtopfer auf den Bergen Israels; esset Fleisch und trinket Blut!

Hes 39,18         Das Fleisch der Helden sollt ihr essen und das Blut der Fürsten der Erde trinken: Widder, Lämmer, Böcke und Ochsen, welche alle zu Basan gemästet worden sind.

Hes 39,19         Esset das Fett, bis ihr satt werdet, und trinket das Blut, bis ihr trunken werdet von meinen Schlachtopfern, die ich euch geschlachtet habe!

Hes 39,20         Sättiget euch an meinem Tische von Pferden und Reitern, von Helden und allen Kriegsleuten! spricht Gott, der HERR.

Hes 39,21         Und ich will meine Herrlichkeit unter den Heiden erweisen, daß alle Heiden mein Gericht sehen sollen, das ich gehalten, und meine Hand, welche ich an sie gelegt habe.

Hes 39,22         Und das Haus Israel soll erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, von diesem Tage an und hinfort.

Hes 39,23         Und die Heiden sollen erkennen, daß das Haus Israel wegen seiner Missetat in Gefangenschaft geraten ist, weil sie sich gegen mich vergangen haben, so daß ich mein Angesicht vor ihnen verbarg und sie in die Hand ihrer Feinde gab, so daß sie alle mit dem Schwert erschlagen wurden.

Hes 39,24         Gemäß ihren Unreinigkeiten und Übertretungen habe ich an ihnen getan und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen.

 

Sprach der Prophet bisher Gog an, werden hier die Tiere aufgefordert, die Leichen und die Kriegsreste als Schlachtmahl zu essen. Die Zahl der Toten muss immens sein, so dass in der 7-monatigen Dauer bis zur Bestattung der letzten Toten  viele durch Tiere zum Aas werden. 

In V.21 wird wieder auf die Absicht Gottes eingegangen. Israel soll Gott erkennen. Ergänzend sollen die Heiden erkennen, dass Gott Israel wegen dessen Fehler gerichtet hatte. Es liegt hier auch wieder eine Steigerung vor:

in 38.16 will Gott sich als Heiliger den Heiden erweisen

in 39.7 offenbart sich Gott als Heiliger Israels den Heiden

in 39.21ff offenbart Gott sein Handeln mit Israel und die Ursache für die zeitweilige Gefangenschaft Israels

 

  • die Tiere essen die Leichen des Heeres Gog´s, Gott lädt sie dazu ein (Hes. 39,17)

  • Israel soll erkennen, wer Gott ist (Hes. 39,20)

  • die Heiden sollen das Tun Gottes an Israel erkennen (Hes. 39,20)

 

Man könnte aus diesem Abschnitt vieles bezüglich dem Thema "Bundestheologie", wonach Israel verworfen und in der Gemeinde aufgegangen ist auslegen. Dies aber an anderer Stelle. 

 

Abschnitt 14+15

Hes 39,25         Darum spricht Gott, der HERR, also: Jetzt will ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern.

Hes 39,26         Und sie sollen aller ihrer Schmach und ihrer Vergehen, womit sie sich wider mich vergangen haben, vergessen, wenn sie sicher und ungestört in ihrem Lande wohnen,

Hes 39,27         wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und mich an ihnen vor den Augen dieser Heiden als heilig erwiesen habe.

Hes 39,28         Daran sollen sie erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, weil ich sie unter die Heiden in die Gefangenschaft führen ließ und sie nun wieder in ihr Land versammle und keinen von ihnen mehr dort zurücklasse.

Hes 39,29         Und ich will fortan mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht Gott, der HERR.

 

In diesen Versen verkündigt Gott Israel das künftige Heil nach der überstandenen Drangsal. Hier werden folgende wichtige Aussagen gemacht:

 

  • die Gefangenschaft Jakobs wird beendet (Hes. 39,25)

  • es beginnt eine Zeit, in der Israel ungestört und sicher wohnt in ihrem Land (Hes. 39,25)

  • Israel wird aus allen Völkern vollzählig (bleibt keiner zurück) gesammelt (Hes. 39,25)

  • Gott gießt seinen Geist über Israel aus  (Hes. 39,25)

  • Gott ist Israel dauerhaft nahe ( => Begründung: Weil der Geist Gottes ausgegossen ist über Israel) (Hes. 39,25)

 

Aus diesen Angaben können wir unzweifelhaft schließen, dass der Abschnitt 14 im 1000.-jährigen Bereich liegt. Es ist Israel die Ausgießung des Heiligen Geistes verheißen (Hes, 36,27 ff). Zuvor ist es bedrängt, das Land durch Krieg verödet und viele Trümmer. Israel hat vorher nicht Gottes Wegen gefolgt und viel Sünde auf sich geladen. 

 

Kommen wir vorher aber zurück zur vorn angestellten Frage nach der zeitlichen Einordnung von Hes. 38/39 insgesamt. Wie in der obigen Bearbeitung ersichtlich, findet sich nirgends ein Bruch in der Textfolge. Es bauen die jeweiligen Verse ständig aufeinander auf und sich kontinuierlich. Wenn man 2 verschiedene Ereignisse sucht, dann ist dies im Prinzip nur über 2 Punkte möglich:

 

Behauptung 1: Das Israel in 38,11 wohnt ohne Tor und Riegel, in völliger Sicherheit. Dieser Zustand wird in der Bibel eigentlich nur Israel in dem 1000.-jährigen Reich versprochen. Daher kann dieser Angriff nur in dieser Zeit geschehen. Diese Ansicht wird gestützt dadurch, dass eben Off. 20 auch von dem Angriff des Gog und Magog spricht.

 

Behauptung 2: Das Ende des Gog und Magog in der Offenbarung (20,9) erfolgt die Vernichtung dieser Heere durch Feuer vom Himmel. In selber Art wird das Heer des Gog in Hes. 38,22 (Feuer und Schwefel) vernichtet.

 

Diese beiden Punkte klingen zuerst einmal überzeugend und zutreffend, jedoch wird hier folgendes übersehen:

Es heißt :

Hes 38,14 Darum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht Gott, der HERR: Wirst du nicht, sobald du vernimmst, daß mein Volk Israel sicher wohnt,

Hier ist das Wörtchen "sobald" hervorzuheben. Der Angriff Gog´s erfolgt sobald er eben erfährt, dass Israel sicher wohnt und eine vermeintlich leichte Beute ist. Wenn wie behauptet dieser Angriff in Hes. 38 zum Ende des 1000.-jährigen Reiches erfolgt, kann es niemals "sobald" heißen, weil dann der Angriff lange danach, nach Eintritt des Zustands der Sicherheit erfolgte. 

Die Absicht Gottes in diesem Text ist, sich den Heiden als Heiliger zu offenbaren. Er offenbart sich als Gott Israels, als Hüter des Volkes, der das Volk zeitweilig unter die Heiden zerstreute, jedoch sich ihm wieder zuwendet. Israel ist im 1000.-jährigem Reich Gottes Volk. Die Heiden kennen in dieser Zeit die Stellung Israels, weil eben die Ereignisse in 39,23ff dies den Heiden offenbarte. Daher ist es kaum anzunehmen, dass sich in dem 1000.-jährigem Reich Gott nochmals offenbaren muss, nochmals sich beweisen muss, zumal das 1000.-jährige Reich nach Daniel nicht das Reich menschlicher Herrschaft (die 4 Tiere, das Standbild sich zerstört und das Reich Gottes herrscht auf der ganzen Erde) sondern der ausschließlichen Herrschaft Gottes ist.

Es ist auch ein wesentlicher Unterschied im Krieg des Gog zu den Ereignissen in Off. 20. Gog zieht gegen Israel um Beute zu machen, sich zu bereichern. Der Krieg in der Offenbarung ist ein letzter und das Wesen der Gottlosen offenbarender Aufstand gegen Gott. Anstifter und Verursacher ist hier der Drache, Satan. Es geht in Off. 20 gar nicht um die Beweise (z.B. Gott als Heiligen Israels oder Gott als den Allmächtigen der Welt zu beweisen), sondern um das letzte Aufbäumen der antichristlichen, antigöttlichen Mächte und Menschen. Daher ist auch in Zielsetzung und Absicht keine Parallele zu Off. 20 und Hes. 38 vorhanden.

 

Auch die Frage der Vernichtung mit Feuer ist nicht zwangsläufig an das Ende des 1000.-jährigen Reiches gebunden. Es heißt:

Sach 14,12 Das aber wird die Plage sein, mit welcher der HERR alle Völker schlagen wird, die wider Jerusalem zu Felde gezogen sind: ihr Fleisch wird verfaulen, während sie noch auf ihren Füßen stehen; ihre Augen werden verfaulen in ihren Höhlen, und ihre Zunge wird verfaulen in ihrem Munde.

Sach 14,13 Auch wird an jenem Tage eine große Verwirrung vom HERRN über sie kommen, daß einer des andern Hand packen und einer gegen den andern die Hand erheben wird.

Man kann diese Stelle sehr gut als Parallele zu  

Hes 38,21         Ich will auch auf allen meinen Bergen das Schwert gegen ihn aufbieten, spricht Gott, der HERR, daß eines jeglichen Schwert gegen den andern gerichtet sei.

Hes 38,22         Ich will ihn richten mit Pest und Blut; Platzregen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf all sein Heer, auf die vielen Völker, welche bei ihm sind.

sehen. Beide Ereignisse finden in Israel statt. Die gegenseitige Bekämpfung der Heere ist auch identisch. Bezüglich Feuer steht bei Sach. nichts, jedoch sind die Auswirkungen hier so, also ob die Menschen noch im Stehen verbrennen und vernichtet werden. Es ist Spekulation, was solches auslösen kann. Seit Hiroshima wissen wir aber, dass starkes Feuer, eine enorme Hitzestrahlung die Menschen noch im Stehen verdampfen kann, die Menschen im Stehen quasi verfaueln. 

 

 

Zusammenfassung

 

Um im weiteren die Angaben in diesem Text besser verwerten zu können, sind im folgenden die oben erarbeiteten Punkte zusammengefaßt, bzw. nochmals aufgelistet:

 

vor dem Angriff:

  • das Land ist vom Schwert entronnen (Hes. 38.8)

  • ist aus vielen Völkern gesammelt (Hes. 38.8)

  • die Berge waren vorher lange/beständig verödet (Hes. 38.8)

  • es wohnen alle in Sicherheit (Hes. 38.8)

  • es wohnt in wiederbewohnten Ruinen (Hes. 38.11)

  • es ist ein Volk aus Heiden gesammelt  (Hes. 38.11)

  • es ist wieder zu Vieh und Güter gekommen => Wohlstand (Hes. 38.11)

  • es lebt im Mittelpunkt der Erde => Israel ist der Mittelpunkt der Welt (in Gottes Augen)  (Hes. 38.11)

  • Israel lebt in einem Land ohne Sicherheitseinrichtungen (ohne Tor und Riegel, ohne Mauern) (Hes. 38.11)

  • Israel wohnt ruhig und sicher (Hes. 38.11)

 

der Angriff beginnt:

  • Israel wohnt sicher => sobald dies der Fall ist, schmiedet Gog seinen Angriffsplan (Bezug V8+11) (Hes. 38.14)

  • das Heer kommt aus dem äußersten Norden (V6)  (Hes. 38.14)

  • das Heer kommt auf Pferden (V4)  (Hes. 38.14)

  • der kriegerische, böse Plan Gogs, Beute und Raub zu machen (Hes. 38.14)

  • der Plan Gottes, sich den Heiden zu zeigen und an Gog letztlich seine Größe zu demonstrieren (Hes. 38.16)

 

zum Ende des Angriffs

  • Es findet mit dem Eingreifen Gottes ein enormes Erdbeben in Israel statt (Hes. 38.19)

  • das Heer Gogs vernichtet sich selbst, indem sie sich gegenseitig bekriegen (Hes. 38.21)

  • zusätzlich wird mit Feuer, Hagel usw. das Heer vernichtet (Hes. 38.22)

  • das Heer Gogs wird auf den Bergen Israel vernichtet (Hes. 39,2)

  • die Leichen werden ein Raub der Tiere (Hes. 39,2)

 

nach dem Angriff

  • nach dem Angriff sammeln die Israeliten noch 7 Monate die Leichen und begraben sie (Hes. 39,10)

  • das Holz der Kriegwaffen dient für längere Zeit (7 Jahre V9)  als Brennholz für die Überlebenden (Hes. 39,10)

  • die Tiere essen die Leichen des Heeres Gog´s, Gott lädt sie dazu ein (Hes. 39,17)

  • Israel soll erkennen, wer Gott ist (Hes. 39,20)

  • die Heiden sollen das Tun Gottes an Israel erkennen (Hes. 39,20)

  • die Gefangenschaft Jakobs wird beendet (Hes. 39,25)

  • es beginnt eine Zeit, in der Israel ungestört und sicher wohnt in ihrem Land (Hes. 39,25)

  • Israel wird aus allen Völkern vollzählig (bleibt keiner zurück) gesammelt (Hes. 39,25)

  • Gott gießt seinen Geist über Israel aus  (Hes. 39,25)

  • Gott ist Israel dauerhaft nahe ( => Begründung: Weil der Geist Gottes ausgegossen ist über Israel) (Hes. 39,25)

 

 

 

Es deuten diese Daten bereits gewisse Parallelen zu der letzten Vision Daniels an. Auch hier kommt ein Heer aus dem Norden und es wird in Israel vernichtet. Doch soll vorher noch die sehr wichtige Prophetie aus Sach. 14 behandelt werden, damit die Schlüsse auf möglichst vielen Stellen beruhen und abgesichert sind.

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